„Wir sind in der ungefähr zehntausendjährigen Geschichte das erste Zeitalter, in dem sich der Mensch völlig und restlos problematisch geworden ist: in dem er nicht mehr weiß, was er ist; zugleich aber auch weiß, dass er es nicht weiß.“
(Max F. Scheler | Die Sonderstellung des Menschen im Kosmos, 1928)

Wer bin ich überhaupt? Diese Frage beschäftigt nicht nur mich, sondern ist wohl eine menschliche Grundsatzfrage. Aber nun zu mir: Zu allererst bin ich Mensch und das ändert auch die bei mir festgestellte Hochbegabung nach dem Wechsler Adult Intelligence Scale Test (WAIS-IV) nichts. Immer schon war ich ein Fragender und das wird sich zeit meines Lebens auch nie ändern. Bereits als Kind wollte ich die Welt und ihre Abläufe bis ins Kleinste verstehen und habe nach fundierten und überzeugenden Antworten gesucht. Der nächtliche Blick zum Himmel und zu den Sternen und die Geheimnisse, die dort auf ihre Lösungen warten, haben mich stets gefesselt. Was es da oben wohl zu entdecken gibt?
Im Sommerurlaub mit meinen Eltern in Italien – ich war gerade erst 6 Jahre alt geworden – wunderte ich mich vom Strand aus darüber, warum so mächtige Kreuzfahrtschiffe, die ständig an unserem Strandbereich vorbeifuhren, auf dem Wasser fahren können. Gleichzeitig war es interessant zuzusehen, wie Polizist:innen sich in der Tourist:innen-Zone um Ordnung und Sicherheit bemühten. Nicht sie selbst agieren aus sich heraus, sondern sie handeln im Namen des Staates und auf Basis der Gesetze – für mich ein interessantes Zusammenspiel. Und dann waren da auch die Tiere am Strand, die diverse Strandbesucher:innen begleiteten. Die Tatsache, dass Menschen im Gegensatz zu Tieren eine ratio besitzen, hat mich nie so richtig losgelassen. Alle meine Versuche, unsere Hauskatze namens „Kitty“ zu Hause vernunftbegabt zu erziehen, missglückten. Das führte mich bereits in jungen Jahren zu Aristoteles, zu seiner Tierphilosophie und seinen Ausführungen zum logos. Sie verschafften mir dann immerhin ein wenig Orientierung, aber mit Aristoteles‘ Theorie, nämlich dass der Mensch über den Tieren steht, konnte ich mich langfristig auch nicht abfinden. Die Folge: Mit 14 Jahren wurde ich Vegetarier, einige Jahre später Veganer – und forderte von mir selbst strikte Konsequenz ein. Eine Eigenschaft, die mir auch heute auf verschiedene Art und Weise zugute kommt.
Einige Jahre danach, im Jahr 2011, war für mich eine zufällige Begegnung mit einem Mathematikprofessor prägend. Dieser machte mich auf das bisher ungelöste Problem der sog. „Riemannschen Vermutung“ innerhalb der Mathematik aufmerksam und führte mich gleichzeitig an wissenschaftliche Fragen heran. Die Leidenschaft für Wissen, die den Professor auszeichnete, faszinierte mich umso mehr. Apropos „Riemannsche Hypothese“: Diese beeindruckt mich übrigens bis heute, auch wenn ich kein Mathematiker geworden bin.
Die Folgen meiner Wissbegierigkeit? Häufiges Lesen, das Beobachten, das An- und Bezweifeln und das prüfende und vergleichende Nachdenken und Erforschen von Vorgängen in der Welt. Diese intensive Suche nach Wahrheit führte mich schlussendlich an die Universität, wo ich zu studieren begonnen habe. Meine Intention: Ich möchte die Welt, ihre Abläufe und die Zusammenhänge besser verstehen – die „Big Questions“ des Lebens also. Dass dies kein einfacher Weg werden würde (Stichwort: „Hazard“, Max Weber), ahnte ich, und dass mein Wissenstrieb nie völlig gestillt werden kann, wusste ich.

Und meine Studienzeit? Uni-Luft war für mich zunächst nichts Neues, immerhin war ich während meinem letzten Maturajahr bereits als außerordentlicher Studierender an der Universität inskribiert. Nebenbei legte ich zwei Berufsausbildungen ab. Endgültig als ordentlicher Student an der Universität angekommen, richtete sich mein Fokus auf das Staatsgefüge, seine Ordnungspolitik, das Recht und die Ziele und Zwecke regulatorischer Funktionen – sprich auf klassische Rechts- und Verwaltungswissenschaften. Aber das war mir nicht genug, denn immer schon wollte ich gleichsam „hinter die Kulissen“ blicken – und dabei eben den Menschen als Individuum mit seinen verschiedenen Motiven detailliert hinterfragen. Diese Auseinandersetzung, die schon seit der griechischen Antike ein Grundpfeiler der Erkenntnis ist, lenkte mein Interesse zunehmend auf ethische und moralische Elemente. So fand ich neben den Rechts- und Verwaltungswissenschaften auch zur Philosophie. Ich erkannte, dass sich Recht, Verwaltung und Philosophie als Forschungsgebiete inter- und multidisziplinär ergänzen. Philosophisch ausgedrückt: Alles fließt, πάντα ῥεῖ.
Wohin mit meinem inneren Wissensdurst? Dieser führte mich beruflich über mehrere Umwege in den wissenschaftlich-akademischen Sektor – und in der wissenschaftlichen Forschung und Lehre fand ich meine Heimat. Die Bereiche Recht, Verwaltung und Philosophie bilden heute meine wissenschaftlichen Spezialgebiete, die, wie ich finde, nie wirklich zu Ende studiert werden können. Mein wissenschaftliches Interesse gilt im Speziellen den unterschiedlichen Konnexen zwischen der Rechtswissenschaft, der Verwaltungswissenschaft und der Philosophie. Im Hinblick auf meine präventionstheoretische Forschung setze ich mich mit der Verbindung von Recht, Management und Psychologie auseinander und untersuche, welche zentrale Stellung dabei die Moral einnehmen kann. Im Kontext meiner Promotion beschäftigte ich mich darüber hinaus intensiv mit Fragen von Recht und Ethik in Bezug auf Bilanzfälschungen. Dabei versuchte ich, positivrechtliche Aspekte mit moralischen und rechtsphilosophischen Fragestellungen, vor dem Hintergrund der Durchführung doloser Handlungen, zu verknüpfen.

Und nun? Nach mehreren wissenschaftlichen Stationen, folgte ich im Jahr 2023 dem Ruf an die FH Campus Wien – University of Applied Sciences. Seitdem lehre und forsche ich ebendort als Assistant Professor/Habilitand (PostDoc) am Department für Verwaltung, Wirtschaft, Sicherheit und Politik und am Research Center Administrative Sciences (RCAS). Darüber hinaus forsche ich seit dem Jahr 2024 am neugegründeten Institut für künstliche Intelligenz und digitale Transformation an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Sigmund-Freud-Privatuniversität Wien und Berlin (gemeinsam mit meinem Kollegen, Herrn Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Zankl). Dort leite ich seit November 2024 zusätzlich das Department „AI & Ethics“.
Im Rahmen meiner Habilitation gilt mein Forschungsinteresse im Besonderen den facettenreichen Phänomenen der sog. „Staatsverweigerer:innen“ in Österreich und Deutschland. Dabei analysiere ich ihre Beziehung zu Staat, Recht und Verwaltung, insbesondere vor dem Hintergrund des Kontraktualismus. Für mein Forschungsvorhaben bin ich u. a. Mitglied der Forschungsgruppe „Extremismus/Terrorismus“ des Kölner Forums für Internationale Beziehungen und Sicherheitspolitik (KFIBS) und seit November 2024 Leiter ebendieser Forschungsgruppe. Zudem forschte ich zur Habilitationsthematik im Sommer 2024 an der Harvard University in Cambridge, Massachusetts, USA. Im September 2024 gründete ich außerdem die Forschungsstelle für Staatsverweigerung und subversiven Extremismus (FSTE) in Wien, die mit dem KFIBS kooperiert. Das Ziel: Die unterschiedlichen Phänomene der Staatsverweigerung aus interdisziplinärer Perspektive zu analysieren. Die Forschungsstelle umfasst mehr als zehn Mitglieder, die sowohl aus der Wissenschaft als auch aus der Praxis stammen und ist die erste Forschungsplattform dieser Art im gesamten deutschsprachigen Raum.
Drei Punkte, auf die es mir im Sektor der Wissenschaften letztendlich ankommt:
Wissenschaft bedeutet für mich in erster Linie Berufung. Oft entlarvt sich die Wissenschaft im Alltäglichen, immer ist sie aber schon präsent. Der Bezug zur Theorie ist für mich ebenso entscheidend wie jener zur Praxis. Es geht also um Leidenschaft und um eine starke intrinsische Motivation. Kolleg:innen, die rein aus monetären Interessen heraus vermeintliche „Wissenschaft“ betreiben, gibt es ohnedies schon zu viele – leider. ➔ Welcome to reality.
Wissenschaft ist umgeben von Buntheit. Wer immer nur im Gestern lebt, wird das Heute und Morgen nie wirklich verstehen. Um auch in der Wissenschaft Schritt halten zu können, muss man sich ständig auf Prozesse der Veränderung einlassen. ➔ Challenge accepted.
Wissenschaft deutet für mich auf Begrenztheit hin. Bereits der Physiker Stephen Hawking (1942-2018) mahnte, dass nicht alles gewusst werden kann. „Der größte Feind des Wissens ist nicht Unwissenheit, sondern die Illusion, wissend zu sein“, schrieb er. Daher Mensch, vergiss nie, dass du schlicht Mensch bist und auch immerfort sein wirst. ➔ That’s life.