In der ehrwürdigen Aula der Karl-Franzens-Universität Graz fand am 4. Juni 2025 eine gut besuchte Ringvorlesung zum Thema Extremismus statt. Im Zentrum des Abends stand ein Vortrag zur Habilitationsthematik von Dr. Marlon Possard mit dem Titel „Staatsverweigerer:innen und ihre Dynamiken: Interdisziplinäre Perspektiven auf ein wachsendes Phänomen“.
Auf Einladung des Rektors der Universität Graz, des Instituts für Rechtswissenschaftliche Grundlagen, der Extremismuspräventionsstelle des Landes Steiermark sowie des Austrian Center for Intelligence, Propaganda and Security Studies (ACIPSS) war es Possard gelungen, ein Thema von brisanter gesellschaftlicher Relevanz sowohl wissenschaftlich fundiert als auch für ein breites Publikum verständlich darzustellen. Der Vortrag fügte sich in die laufende Ringvorlesung ein, die sich mit verschiedenen Aspekten des Extremismus im deutschsprachigen Raum beschäftigt.
Vor dem Hintergrund jüngster Ereignisse rund um staatsfeindliche Bewegungen im DACH-Raum – darunter medienwirksame Prozesse, Hausdurchsuchungen, Verhaftungen von sogenannten „Reichsbürger:innen“ und anderen Anhänger:innen von staatsfeindlichen Gruppierungen und das Verbot rund um das „Königreich Deutschland“ – traf Possards Vortrag einen nervösen gesellschaftlichen Nerv. Mit klarem Blick erläuterte er nicht nur juristische Aspekte, sondern auch philosophische und sicherheitspolitische Dynamiken der Szene. Einen soziologischen Input leistete seine wissenschaftliche Mitarbeiterin, Frau Martina Kollegger, BA BA.
„Staatsverweigerer:innen sind längst keine Randerscheinung mehr“, betonte Possard in seiner Vorlesung. „Sie entwickeln zunehmend eigene Strukturen und Narrative und versuchen dabei, ‚Parallelrechtsordnungen‘ – oft unter dem Deckmantel von Souveränität, Selbstbestimmung oder Verschwörungsdenken – zu manifestieren.“ Possard warnte dabei eindringlich vor der zunehmenden Anschlussfähigkeit solcher Ideologien in Teilen der Bevölkerung, insbesondere in Zeiten gesellschaftlicher Unsicherheit und den Nachwehen der COVID-19-Pandemie. Problematisch sei auch die sukzessive Verlagerung der Staatsverweigerer:innen-Szene in die digitale Welt und auch die verschlüsselte Kommunikation via Messenger-Diensten.
In der anschließenden Diskussion mit den Zuhörer:innen – darunter Studierende, Angehörige der Universität, Vertreter:innen aus Justiz, Verwaltung und Zivilgesellschaft – wurde deutlich, wie groß das Bedürfnis nach Orientierung und Aufklärung im Umgang mit staatsfeindlichen Bewegungen ist. Mit dieser Ringvorlesung setzt die Universität Graz ein starkes Zeichen für wissenschaftliche Auseinandersetzung mit gesellschaftlich brisanten Themen. Die interdisziplinäre Herangehensweise – unter anderem ein Kennzeichen von Possards Forschung und seinem Team – wurde besonders gelobt und machte deutlich, wie wichtig der Schulterschluss von Rechtswissenschaft, Sozialwissenschaft und Sicherheitsforschung im Kampf gegen demokratiefeindliche Tendenzen ist. Die Veranstaltung schloss mit dem klaren Eindruck: Forschung kann und muss eine Schlüsselrolle in der Verteidigung demokratischer Grundwerte spielen. HIER gelangen Sie zum Nachbericht der Universität Graz. (Bildcredit: M. Kollegger)